In dieser Folge nehmen wir euch mit zur 11. Jahreskonferenz der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum; die DHdSteht für den Verband der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum, wird alternativ allerdings auch für die Konferenz des Verbandes verwendet. (Der DHd vs. die DHd) 2025 fand in Bielefeld unter dem Motto „Under Construction“ statt. Ihr bekommt exklusive Interviews mit Teilnehmenden der Konferenz, Ausschnitte aus den Panels und Keynotes, Zusammenfassungen und ein eigens für diese Folge von Toni Bernhart zur Verfügung gestelltes Seilbahnseil-Musikstück: „das Märchentier“.
Besonders war in diesem Jahr für uns, nicht nur unsere gewohnte Begleitung der Konferenz, sondern auch unser eigener Workshop zum Thema Podcast. Bereits am Dienstag haben wir uns mit Interessierten getroffen, um gemeinsam an neuen Podcast-Formaten zu arbeiten, erste Konzepte zu diskutieren und direkt erste Aufnahmen auszuprobieren. Dabei ging es nicht nur um die technische Umsetzung, sondern auch darum, wie Podcasts zukünftig die DH-Community bereichern können. Diese Erfahrung hat uns selbst neue Impulse gegeben und war ein spannender Start für uns und hoffentlich alle Teilnehmenden in die Konferenzwoche.
Die Konferenz selbst bot ein dichtes und vielfältiges Programm. Inhaltlich prägte das Thema Künstliche Intelligenz die Konferenz stark. Besonders die Keynotes zur Rolle von großen Sprachmodellen (LLMS) und die Reflexion über „Unfertigkeit“ in den Geisteswissenschaften regten zum Nachdenken an. In vielen Panels und thematischen Tracks war KI präsent, sei es bei Computational Literary Studies, digitaler Editionsphilologie oder Digital History. Gleichzeitig wurden auch Fragen der Methodik und Nachhaltigkeit diskutiert, etwa wie digitale Tools zukunftsfähig gestaltet werden können.
Christopher Nunn von der Theologischen Fakultät Heidelberg betonte die Bedeutung von Computational Thinking als verbindendes Element in den Digital Humanities. Für ihn ist es essenziell, Offenheit für computergestützte Methoden mitzubringen, um interdisziplinäre Brücken zu schlagen. Alexa Lucke, Postdoc an der Universität Siegen und Mitglied der AG Digital Humanities Theorie, hob die Wichtigkeit von Critical Data Literacy hervor. Sie wünscht sich, dass die kritische Reflexion von Daten noch stärker in Forschung und Lehre integriert wird. Marie-Christine Boucher von der Universität Bielefeld berichtete über den Workshop in der Wissenswerkstatt, bei dem Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen über Zukunftsszenarien von Schule und Universität im Zeitalter von KI diskutierten. Besonders spannend fand sie die Mischung aus Perspektiven, die zu kreativen und kritischen Ideen anregte. Auch Tessa Gengnagel vom CCeH in Köln reflektierte über das Motto „Under Construction“. Für sie spiegelt es den ständigen Wandel und die Weiterentwicklung der Digital Humanities wider, insbesondere im Kontext von KI und großen Sprachmodellen. Sie betonte, wie wichtig ein kontinuierlicher Austausch innerhalb der Community ist. Maximilian Michel von der Digitalen Akademie/ Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz stellte sein Projekt zur Textmodellierung vor. Ihm ist es ein Anliegen, nachhaltige Tools zu entwickeln, die nicht nur auf das eigene Projekt beschränkt sind, sondern breiter nutzbar gemacht werden können. Schließlich sprach Christian Schröter von der Digitalen Akademie/ Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz über die Bedeutung des informellen Austauschs auf der Konferenz. Besonders die Gespräche in den Gängen und bei Kaffee-Pausen waren für ihn wertvoll, um neue Perspektiven zu gewinnen. Zudem reflektierte er über den Umgang mit großen Sprachmodellen und verglich KI mit historischen Formen des Sinnstiftens, etwa aus der Astrologie.
Gerade der Workshop in der Wissenswerkstatt war ein besonderer Begegnungsraum, um über Zukunftsvisionen ins Gespräch zu kommen. Menschen aus Wissenschaft, Schule und Gesellschaft entwickelten gemeinsam Zukunftsszenarien für Bildung in Zeiten von KI. Die Diskussion reichten von der Frage, wie wir positive Zukunftsbilder entwerfen können, bis hin zu Reflexion über gegenwärtige Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Besonders spannend war, wie unterschiedliche Perspektiven, von Schüler*innen über Studierende bis hin zu Wissenschaftler*innen, zusammengebracht wurden, um voneinander zu lernen und gemeinsam zu gestalten.
Neben den inhaltlichen Diskussionen kamen auch gesellige Momente nicht zu kurz. Die Party im Forum Bielefeld, zahlreiche Gespräche in den Kaffeepausen, das gemeinsame Mittagessen und das Wetter, das uns mit sonnigen Momenten vor der Universität beschenkte, haben dazu beigetragen, dass diese DHdSteht für den Verband der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum, wird alternativ allerdings auch für die Konferenz des Verbandes verwendet. (Der DHd vs. die DHd) nicht nur inhaltlich, sondern auch auf persönlicher Ebene ein voller Erfolg war.
Die Abschlusskeynote thematisiert die Chancen und Herausforderungen eines produktiven Umgangs mit der Unfertigkeit. Ein Thema, das nicht nur in den Digital Humanities, sondern auch im wissenschaftlichen Alltag eine zentrale Rolle spielt. Hier wurde deutlich: Forschung ist nie wirklich fertig, sondern immer im Prozess, ein Gedanke, der die gesamte Konferenz prägte.
Wer jetzt noch wissen will, wo die DHds 2027 und 2028 stattfinden, muss sich die Folge ganz anhören!
PS: Wir danken allen, die uns ihre Eindrücke geschildert haben, und freuen und schon auf das Wiedersehen im nächsten Jahr in Wien. Und auch wenn die DH-Community noch immer „Under Construction“ ist, sind es genau diese Gespräche, Begegnungen, die den Bau weiter vorantreiben. Ein großes Danke auch an Toni Bernhart für die musikalische Untermalung dieser Folge.