In dieser Folge sprechen wir über ein Projekt, das inzwischen zum festen Bestandteil der Digital Humanities gehört: DraCor – das Drama Corpora Project. Wir haben Frank Fischer, Peer Trilcke und Julia Jennifer Beine zu Gast, die uns erzählen, wie aus einem kleinen gemeinsamen Forschungsinteresse eine internationale Infrastruktur wurde und warum es manchmal reicht, mit Kaffee, Club Mate und Neugier anzufangen.
DraCor steht für Offenheit. Für Datensätze, die frei zugänglich sind, für Formate, die reproduzierbare Forschung ermöglichen und für eine Community, die sich gegenseitig wissen beibringt. Frank und Peer berichten, wie sie sich 2014 in Göttingen kennengelernt haben: zwei Germanisten, beide mit einer Leidenschaft für Text und Daten, und wie sie begannen, Dramen als Netzwerke zu denken. Julia erzählt, wie sie über die Forschung zur Antikenrezeption und ihre Faszination für Intrigant*innen auf der Bühne zum Projekt kam. Heute betreut sie mehrere Korpora und hilft die Plattform weiterzuentwickeln.
Im Gespräch wird deutlich, wie stark DraCor aus der Forschung heraus gewachsen ist. Was als Sammlung für eigene Analysen begann, wurde zur Grundlage für viele andere. Aktuell umfasst DraCor über 30 Korpora in mehr als 20 Sprachen. Alle Texte sind tei-kodiert, offen zugänglich und per API nutzbar. Für Frank zählt aber nicht nur die Zahl der Texte, sondern auch die Zahl der Arbeiten, die auf DraCor basieren (momentan gibt es über 60 Publikationen, die ohne DraCor nicht möglich gewesen wären).
Ein zentrales Thema der Folge ist der DraCor Summit, der im September 2025 an der Freien Universität Berlin stattfand. Wir hören Eindrücke von Teilnehmenden, die von einer offenen, begeisterten Atmosphäre erzählen. Vom Kennenlernen, vom gemeinsamen Arbeiten, von Workshops, Keynotes und Barcamps. Und natürlich vom „Battle of the Plays“, einem Kartenspiel, bei dem Dramen als Netzwerke gegeneinander antreten und sich in Kategorien wie Größe und Dichte messen. Julia, Frank und Peer sprechen darüber, was diesen Summit für sie besonders gemacht hat: die Begegnung mit der Community, das gemeinsame Weiterdenken, der Moment, in dem aus Infrastruktur gelebte Zusammenarbeit wird. Offenheit, so zeigt sich, ist kein Schlagwort, sondern eine Haltung – ob im Code, in der Forschung oder im Miteinander.
Damit fügt sich die Folge perfekt in unser Staffelthema Barriere und Teilhabe ein. DraCor baut Barrieren ab; technisch, organisatorisch und sozial. Es zeigt, wie digitale Geisteswissenschaft funktioniert, wenn sie gemeinsam gestaltet wird: offen, zugänglich und mit viel Freude an der Sache.
Und wer wissen will, welches Drama beim ‚Battle of the Plays‘ die Nase vorne hat, muss selber in die neue Folge reinhören.
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Mehr zu DraCor: https://dracor.org/
Digital Humanities Hackathon Potsdam: https://www.uni-potsdam.de/de/digital-humanities/events/environmental-digital-humanities-hackathon