In der aktuellen Folge unserer neunten Staffel, die sich ganz dem Thema Barrieren und Partizipation in den Digital Humanities (DHDH steht für Digital Humanities, also digitale Geisteswissenschaften. More) widmet, haben wir drei Gäste vom Vorstand des DHd-Verbands eingeladen: Ulrike Wuttke, Vivien Wolter und Jonas Müller-Laackmann. Der DHd-Verband, der inzwischen auf mehr als zehn Jahre Bestehen zurückblickt, versteht sich als zentrale Plattform für die deutschsprachige DH-Community – offen für alle, die sich beteiligen möchten. „Wer mitmachen will, gehört dazu“, lautet die Devise, und diese Offenheit prägt sowohl die Arbeit des Verbands als auch seine Haltung gegenüber der Weiterentwicklung der Digital Humanities insgesamt.
Doch was sind die Digital Humanities überhaupt? Diese Frage, so betonen unsere Gäste, begleitet das Feld seit seinen Anfängen. Oft wird von der zunehmenden digitalen Transformation der Geisteswissenschaften gesprochen, doch diese Beschreibung greift zu kurz: Die DHDH steht für Digital Humanities, also digitale Geisteswissenschaften. More sind nicht nur ein methodischer oder technischer Zusatz, sondern auch eine Community, die sich ständig neu erfindet. Die Suche nach der eigenen Identität bleibt ein zentrales Moment, und genau hier übernimmt der DHd-Verband eine wichtige Rolle – als Ort des Austauschs, der Interessenvertretung und der institutionellen Verankerung.
Wir sprechen in der Folge ausführlich über die vielseitigen Aktivitäten des Verbands. Dazu gehören eine umfangreiche Website, eine aktive Mailingliste, Social-Media-Kanäle auf Mastodon, Zenodo-Communities, ein Projektschaufenster für laufende Vorhaben sowie die jährliche DHd-Konferenz als Höhepunkt des Community-Austauschs. Wissenschaftskommunikation – intern wie extern – ist dabei zentral. Der Verband versteht sich nicht nur als Stimme nach außen, sondern auch als Ort lebendiger Diskussionen innerhalb der Community. Partizipation ist nicht nur erwünscht, sondern eine Grundbedingung für das Funktionieren des Verbands: Er lebt davon, dass sich Menschen einbringen, Themen setzen und Netzwerke knüpfen.
Besonders wichtig sind dabei die Arbeitsgruppen (AGs), die als thematische Schwerpunkte fungieren und eigenständig Projekte, Workshops oder Publikationen organisieren. Alle AGs können jährlich ein Budget für ihre Arbeit beantragen, was ihnen Handlungsspielräume eröffnet. Neue AGs können jederzeit gegründet werden – ein Zeichen für die Offenheit und Dynamik des Verbands. Auch für Early Career Researcher gibt es zahlreiche Angebote: Ein Mentoring-Programm für Masterstudierende, Promovierende, Postdocs und Forschende ohne institutionelle Anbindung gehört ebenso dazu wie Reisestipendien für Konferenzen und ein Publikationsfonds zur Unterstützung von Open-Access-Veröffentlichungen.
Ein weiteres Thema, über das wir in dieser Folge sprechen, ist Barrierearmut. Digitale Barrierefreiheit gewinnt zunehmend an Bedeutung, etwa bei der neuen Website des Verbands, aber auch bei Fragen hybrider Konferenzformate. Unsere Gäste betonen: Es gibt praktische und organisatorische Hürden, aber hybride Veranstaltungen sollten kein „nice-to-have“ sein. Sie ermöglichen die Teilnahme für Menschen, die aus finanziellen, gesundheitlichen oder familiären Gründen nicht reisen können, und sind daher ein zentraler Baustein für die Teilhabe.
Auch die Nutzung offener Plattformen wie Mastodon wird thematisiert. Während Twitter lange Zeit als zentraler Kommunikationsort der DH-Community diente, ist die Landschaft heute dezentraler und vielfältiger. Mastodon wächst, doch der Prozess der Umstellung ist noch nicht abgeschlossen. Der Verband setzt bewusst auf Open-Source-Lösungen, auch wenn dies neue Herausforderungen für Reichweite und Sichtbarkeit mit sich bringt.
Schließlich sprechen wir über die internationale Vernetzung. Der DHd-Verband ist in internationalen Strukturen wie der European Association for Digital Humanities (EADH) und Alliance of Digital Humanities Organizations (ADHO) vertreten. Internationaler Austausch, so unsere Gäste, hilft nicht nur bei der Interessenvertretung, sondern eröffnet auch neue Perspektiven, indem er Selbstverständlichkeiten infrage stellt und den Blick über den nationalen Tellerrand hinaus lenkt.
Zum Abschluss betonen Ulrike, Vivien und Jonas, dass der DHd-Verband von der Offenheit und Beteiligung seiner Mitglieder lebt. Wer Ideen, Kritik oder neue Projekte einbringen möchte, findet hier offene Türen und Unterstützungsangebote. Ob Arbeitsgruppen, Nachwuchsförderung oder Fragen der Infrastruktur – der Verband versteht sich als Gemeinschaft, die die Digital Humanities nicht nur begleitet, sondern aktiv mitgestaltet.