Gernot Howanitz von der DHd AG Film und Video #DigitalHumanities #DHd

RaDiHum20 spricht mit der AG Film und Video

Gernot Howanitz ist Convenor der DHd AG Film und Video und berichtet uns im Interview von der Gründung und Entwicklung der AG, den Methoden und Herausforderungen der digitalen Filmwissenschaft und von der Komplexität des Mediums, die es nicht nur erlaubt, sondern auch notwendig werden lässt, dass sich so viele wie möglich beteiligen.

Die Anfänge der AG Film und Video

Nachdem Gernot uns seinen akademischen Hintergrund und seine Dissertationsschrift “Leben weben” zum Topic Modelling russischer Blogs vorgestellt hat, sprechen wir ab Minute 01:44 über die AG Film und Video. Natürlich gab es bereits vor der AG-Gründung Projekte in Richtung digitale Forschungsmethoden zu Filmen und Videos, insbesondere das Projekt Digital Formalism Anfang der 2000er in Wien. Allerdings waren die meisten Forschenden im Bereich digitale Filmwissenschaft noch weitgehend versprenkelt in der Wissenschaftslandschaft. Dazu kam, dass Rechenleistung von Computern und Software limitierende Faktoren für die Forschung war: Diese erreichten erst ca. 2015 einen Stand, der eine breite Beschäftigung mit dem Medium ermöglichte. 2017 wurde schließlich die AG Film und Video im DHd-Verband gegründet, mit der Intention des gemeinsamen Austausches. Weitere Ziele waren, zu sehen, wer sich überhaupt mit dem Thema beschäftigt, sowie die internationale Vernetzung der AG mit anderen ähnlich gelagerten Initiativen.

Videografisches Material und Methoden

Mit welchem Material und welchen Methoden sich die AG beschäftigt, besprechen wir ab Minute 05:30: Was ist aber eigentlich ein “Film” oder auch ein “Video”? Das ist an sich erstmal eine philosophische Frage – will man sich dem Thema eher praktisch nähern, ist das aber gar nicht so relevant. Die AG beschäftigt sich mit allen Arten von Filmen (Fernsehen, Kino etc.) und Videos und hat ein breites Portfolio an Methoden. Beispielsweise werden NLP-Methoden eingesetzt, um Dialoge bzw. die Transkripte von Dialogen zu analysieren. Visuelle Medien sind an sich allerdings recht schwierig zu verarbeiten, einfach aufgrund der schieren Datenmenge und der Komplexität der Daten – es gibt hierfür aber auch schon Machine Learning-Ansätze, die aber noch in der Entwicklung stecken. Auch die reine Tonspur lässt sich untersuchen. Im Endeffekt müssten aber alle Ebenen dieses komplexen Mediums einzeln analysiert und zum Schluss wieder zusammengetragen werden für eine vollständige Analyse. Im besten Fall ist dies automatisiert möglich, sodass man auch ein großes Corpus an Filmen auf einmal analysieren bzw. mit semantischen Annotationen anreichern kann.

Die Entwicklung der AG

Über die AG-Tätigkeiten sprechen wir ab Minute 10:16. Für die AG ist die DHd-Jahreskonferenz immer einer der zentralen Kristallisationspunkte. Auf der vDHd-Konferenz gab es am 25.03. einen Workshop zum Status Quo der digitalen Filmwissenschaft und wird es am 15.09. ab 18 Uhr einen virtuellen Stammtisch zu Deep Learning geben. Die AG hat bislang jedes Jahr einen Workshop abseits der DHd-Jahreskonferenz organisieren können. Insgesamt scheint es also durchaus so zu sein, dass die Arbeit der AG eine stimulierende Wirkung auf die digitale Filmwissenschaft hat – mindestens durch die bessere Vernetzung der beteiligten Akteur*innen. Diese setzen auch die Themenschwerpunkte, die sich über die Zeit verändert haben. Mit den Jahren ist die AG technischer geworden, was auf einen erhöhten Anteil an Informatiker*innen in der AG zurückzuführen sein könnte. Trotzdem stehen die aktuellen Methoden und Ansätze erst am Anfang und es können sich nach wie vor alle an der Arbeit der AG beteiligen, die ein Interesse an der Thematik haben.

Es geht nicht nur um Kinofilme!

Das Material mit dem sich die AG in ihrer Arbeit beschäftigt ist sehr vielfältig – Gernot nennt ab Minute 17:18 ein paar Beispiele. Es geht nicht nur um Fernseh- und Kinofilme, sondern auch um YouTube-Videos, um deren Untertitel und Tonspuren und überhaupt um alles, was Bewegtbild im allgemeinen Sinne ist. Weitere Aufgabenbereiche ergeben sich zudem durch das praktische Arbeiten mit diesem Material, also beispielsweise Fragen des Urheberrechts, der technischen Handhabung großer Datenmengen oder des Zitationsrechts.

Die Zukunft der AG

Wo es mit der AG in Zukunft hingehen soll, ist ab Minute 19:44 Gesprächsthema. Es muss nicht mehr darum gehen, die verstreuten Akteur*innen an einen Tisch zu holen, diese Arbeit der Vernetzungsarbeit ist weitgehend abgeschlossen. In Bezug auf die inhaltliche Arbeit kann es nun in verschiedene Richtungen weitergehen, nicht nur das Material, sondern auch die Methoden(entwicklung) betreffend. Methoden können von anderen wissenschaftlichen Disziplinen oder auch von den traditionellen Filmwissenschaft adaptiert und weiterentwickelt werden. Deep Learning ist auf jeden Fall ein Thema, das in naher Zukunft in der AG behandelt werden wird. Längerfristige Kooperationen mit anderen AGs sind aktuell eher nicht geplant, punktuelle Zusammenarbeiten haben sich in der Vergangenheit aber als produktiv und sinnvoll herausgestellt.

“Alle sind willkommen, alles wird gebraucht!”

Wie man sich an der AG beteiligen kann, thematisieren wir ab Minute 23:36. Alle, die ein Interesse am Thema haben, unabhängig von ihrer fachlichen Verortung und ihren Kompetenzen, können sich an der Arbeit der AG beteiligen. Im Hinterkopf sollte man allerdings behalten, dass die Datenmengen durchaus herausfordernd sein können – für umfangreichere Videobearbeitungen reicht ein handelsüblicher Laptop oft nicht aus. Da die AG aber sehr unterschiedliche Handlungsfelder hat, kann sich nichtsdestotrotz jeder einbringen. 

Wer sich an der AG beteiligen möchte, kann einfach Gernot eine formlose E-Mail (an Gernot.Howanitz@uibk.ac.at) schreiben. Die AG-Treffen finden immer auf der DHd-Jahreskonferenz statt oder auch auf den jährlichen Workshops außerhalb der DHd.

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