DHd 2014 und 2024: Reflexionen mit RaDiHum20

In unserer heutigen Folge sprechen wir mit Malte Rehbein, der sowohl die allererste DHd im Jahr 2014 als auch die aktuelle DHd 2024 in Passau initiiert und mit organisiert hat. Dafür haben wir Malte live vor Ort getroffen, uns das Original 2014-Lebkuchenherz-Giveaway der allerersten DHd-Jahreskonferenz zeigen lassen und dabei über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Konferenzen geplaudert. Diese Perspektive setzt eine Klammer um unsere bisherigen DHd2024-Folgen und rundet diese ab.

Besonders beeindruckend ist die Spontaneität und die Aufbruchsstimmung mit der 2014 innerhalb von vergleichsweise kurzer Zeit eine Konferenz beschlossen und organisiert wurde. Rechnete man anfangs noch mit rund 120 Teilnehmenden, so musste man im Anmeldezeitraum kurzerhand auf das doppelte hochskalieren. Das Konferenz-Dinner wurde kurzfristig für denselben Abend angesetzt. Heute bewirbt man sich dagegen bereits zwei Jahre im Voraus für die Konferenzorganisation. Die Rollen zwischen Local Organizers und Programmkomitee sind klar definiert und man kann  auf einige Best Practises zurückgreifen.

Wir sprechen auch über die Gestaltung der Digital Humanities in Passau, die sich seit 2014 vergrößert haben. Neben Malte Rehbein, der sich in der Geschichtswissenschaft verortet, ist nun auch Johann-Mattis List als Computerlinguist mit Schwerpunkt in multilingualer Forschung dabei. Beide Lehrstühle arbeiten gemeinsam an der Konferenzorganisation mit. Das Motto der Konferenz 2014 – DH methodischer Brückenschlag oder feindliche Übernahme – ist dennoch nach wie vor aktuell. Zwar wächst die DH Community stetig und die DHd Konferenz ist mittlerweile ungefähr doppelt so groß wie sie zu Beginn war, dennoch herrscht in den Fachwissenschaften oft Skepsis. Am Beispiel der Entwicklungen der Large Language Models in den letzten Monaten verdeutlicht Malte Rehbein den Standpunkt, dass die Geisteswissenschaften sich diesem Thema nun nicht verschließen dürfen. Digital Humanities in die Fachdisziplinen zurückzuführen wird aber vielleicht auch nicht die Lösung sein. Dafür haben sich bereits zu viele Einzeldisziplinen aus den DH heraus entwickelt, wie z.B. die Computational Literary Studies. Wie stark jedoch der Kontakt zu den ursprünglichen Disziplinen ist, lässt sich zumindest zum Teil auch daran ablesen, dass es die DHd-Konferenzen gibt und dass z.B. Forschende der Digital History nicht (nur) einfach auf den Historikertag gehen.

Quo Vadis DH? Malte Rehbein sagt ganz deutlich, dass der Schlüssel dafür, die DH in die Fächer zu bringen in der Lehre zu finden ist. Hier stehen heutzutage zum Teil nach wie vor sehr traditionelle Methoden im Mittelpunkt, die nicht mehr zeitgemäß sind. Auch in der Forschung sollte stets gefragt werden: Mit welcher Methode bringe ich eigentlich meine Forschung besonders gut voran und ist diese vielleicht digital. Wie können digitale Methoden so genutzt werden, dass sie Zeit sparen, die den Forschenden dann für’s eigentliche Denken bleibt. Dann wäre es am Ende auch gar nicht schlimm, wenn es irgendwann keine Digital Humanities mehr gäbe. 

Übrigens: Unsere heutige Folge lässt hoffen, dass Malte Rehbein auch die DHd 2034 wieder in Passau ausrichten wird.  

Triggerwarnung: Es handelt sich bei diesem Interview um eine Aufnahme vor Ort, bei der passagenweise nah am Mikrofon mit Buchseiten geraschelt wird.

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