In der vierten Folge unserer siebten Staffel beschäftigen wir uns mit dem Thema der Rezensionen für digitale Editionen. Dazu sprechen wir mit Ulrike Henny-Krahmer, Friederike Neuber und Martina Scholger, den Managing Editors des Review Journal for Digital Editions and Resources – kurz RIDE. Gemeinsam klären wir nicht nur, ob man „Riede [ˈʁiːdə]“ oder „Ride [ˈɹaɪd] “ sagt, sondern erfahren auch, warum es dieses besondere Journal braucht und welche Lücke es in der Wissenschaftskommunikation schließt.
RIDE hat es sich zur Aufgabe gemacht, digitale Editionen, Ressourcen und Tools nicht nur sichtbar, sondern auch wissenschaftlich vergleichbar zu machen (mehr zu RIDES Zielsetzung findet ihr hier). Ulrike, Friederike und Martina erklären, wie durch ausführliche Rezensionen und ein standardisiertes Fact Sheet die Qualität und Zugänglichkeit digitaler Forschungsressourcen kritisch bewertet und konstruktiv eingeordnet werden. Anders als bei klassischen Data Papers oder Tool Papers steht bei RIDE die Außenperspektive im Fokus: Ressourcen werden nicht von den Entwickler*innen selbst, sondern von unabhängigen Rezensent*innen begutachtet. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern setzt auch Maßstäbe, an denen sich zukünftige Projekte orientieren können: Ein spannender Aspekt dabei ist die besondere Rolle von RIDE bei der Entwicklung und Anwendung von Kriterien für digitale Editionen. Das Journal geht weit über die klassische Rezension hinaus, indem es als Orientierungshilfe und Qualitätsmaßstab für digitale Forschungsprojekte dient. Unsere Gäste berichten, wie der zugrunde liegende Kriterienkatalog/Fact Sheet nicht nur zur Evaluation verwendet wird, sondern auch von Projekten als „Checkliste“ für die Planung und Umsetzung ihrer eigenen Ressourcen herangezogen wird.
RIDE versteht sich als datengetriebenes Journal und als solches zeichnet es sich durch ein hohes Maß an Transparenz aus. Alle Daten, die im Journal als Konglomerat zugänglich sind, werden auch einzeln zur Verfügung gestellt, auch Verarbeitungsskripte sind online zugänglich und damit transparent und überprüfbar. RIDE kann also nicht nur genutzt werden, um sich über digitale Editionen zu informieren, sondern lädt auch zur Forschung darüber ein, welche Bewertungsmuster in den Rezensionen auftreten. Das RIDE-Team nutzt die Daten nicht nur selbst zur Analyse (wir wollen nicht zu viel spoilern, aber es wird ein Poster auf der DHd2025 geben..). Auch andere Forschende haben sich bereits damit auseinander gesetzt.
Natürlich werfen wir, wie auch beim Interview mit der „AG Digitales Publizieren“, einen Blick auf die Entwicklungen der letzten zehn Jahre: Digitale Editionen sind längst kein Randthema mehr, offene Daten und Software werden wichtiger, und Standards wie die FAIR-Prinzipien sind inzwischen fester Bestandteil der Diskussion. Doch es bleibt eine Herausforderung, digitale Publikationen auch in weniger digitalen Fachcommunities sichtbar zu machen. Besonders spannend sind für uns die Zukunftspläne von RIDE. Ein Ziel ist z.B. die Stärkung der internationalen Ausrichtung – unter anderem mit dem Ziel, Rezensionen aus dem globalen Süden stärker einzubeziehen und sprachliche Hürden zu überwinden.
Ganz wichtig: RIDE ist unabhängig von kommerziellen Strukturen und wird ehrenamtlich vom Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) betrieben. Alles natürlich Open Access – ohne versteckte Kosten, ohne Datentracking. Doch hinter den Kulissen bedeutet das viel Arbeit: Die Suche nach Peer Reviewer*innen, die Professionalisierung der Abläufe und die Motivation der Autor*innen sind stetige Herausforderungen, die das Team mit Leidenschaft und Gemeinschaftsgeist meistert.
Zum Abschluss wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie könnten Rezensionen dialogischer werden? Welche Rolle spielen Updates und Repliken? Und was braucht es, um die digitale Editorik weiter voranzubringen? Fest steht: RIDE bleibt ein unverzichtbarer Teil der digitalen Publikationskritik – und das hoffentlich noch lange.
Passend zur Weihnachtszeit erinnert uns diese Folge daran, dass gute Rezensionen wie Plätzchen sind: Mit Liebe gemacht, kritisch bewertet und am Ende für alle da. Denn was wäre schöner zu verschenken als der Gedanke: Wissen wächst, wenn wir es teilen.