RaDiHum20 spricht mit Caroline und Martin von der Zeitschrift für Digitale Geisteswissenschaften (ZfdG)

In dieser neuen Folge von RaDiHum20 greifen wir das Thema Reputation ohne Paywall auf. Wer sich erinnert, weiß, dass Anfang Oktober in Darmstadt eine spannende Tagung stattfand, die sich genau mit diesem Thema beschäftigte. Ausgerichtet von der AG Digitales Publizieren des DHD-Verbandes, wurde dabei nicht nur intensiv über Open Access und wissenschaftliche Reputation diskutiert, sondern auch das 10-jährige Bestehen der AG gefeiert. Ein großes Ereignis für die Digital-Humanities-Community!

Wir waren live dabei und haben zahlreiche Eindrücke gesammelt – von spannenden Diskussionen bis hin zu exklusiven Kurzinterviews mit den Teilnehmenden (Katharina Schulz (FH Potsdam), Johann Pibert (Filmuniversität Babelsberg), Jan Horstmann (Uni Münster), Jens Bemme (SLUB Dresden; mehr zu seinem auf der Tagung vorgestellten Projekt hier: de.wikiversity.org/wiki/Projekt:Reputation_ohne_Paywall_(2024)). In dieser Episode lassen wir die Tagung Revue passieren. Es geht um die zentralen Fragen: Wie kann wissenschaftliche Reputation aufgebaut werden, wenn Bezahlmodelle wie Closed Access, die oft mit renommierten Verlagen verbunden sind, wegfallen? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Forschende und auch Veröffentlichungsinstanzen in einer Welt des freien Zugangs zu Wissen konfrontiert?

Ein besonderes Highlight dieser Folge ist unser Gespräch mit Caroline Jansky und Martin de la Iglesia, zwei Mitglieder der Redaktion der ZfdG (Zeitschrift für Digitale Geisteswissenschaften). Die ZfdG ist ein Diamond-Open-Access-Journal, bei dem weder Lesende noch Autor*innen zahlen müssen – ein Modell, das in der Open Access-Welt (noch) selten, aber immens bedeutsam ist. Caroline und Martin geben uns nicht nur einen Einblick in die fast 10-jährige Geschichte des Journals, sondern auch in die Arbeit hinter den Kulissen (ein Datenset mit wichtigen Kennzahlen zur Publikationspraxis in den letzten 9 Jahren findet ihr hier). Sie berichten von einer Umfrage zum Open-Peer-Review-Verfahren, deren Ergebnisse ihr hier einsehen könnt. Sie erzählen uns, wie die ZfdG nicht nur klassische wissenschaftliche Artikel, sondern auch White und Working Paper und bald auch Datenpaper veröffentlicht – und damit die Digital Humanities vorantreibt. Übrigens wer zum 10-jährigen Bestehen der ZfdG im nächsten Jahr gratulieren möchte, kann das ganz einfach über ein Umfrage-Formular tun:  https://forms.gle/H2zswHcpBJ2Gwjmw5 (Deutsch) oder https://forms.gle/8RXMjwPDeWBzmyUT9 (Englisch).

Spannend ist auch ihr Bericht über die Praxis der Fachredaktion, die eng mit den renommierten Institutionen des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, der Klassikstiftung Weimar und der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel zusammenarbeitet. Die Redakteur*innen prüfen, welche Beiträge den wissenschaftlichen Standards entsprechen, und sind dabei, ähnlich wie Bundestagsabgeordnete nur ihrem eigenen Urteil verpflichtet – ganz im Sinne offener Wissenschaft. Besonders innovativ ist derzeit die Credit Taxonomie: Ein System, das sichtbar macht, welche Rolle jede*r Einzelne an einem Forschungsprojekt inne hatte. Ob es um das Schreiben des Artikels, die Programmierung oder die Erstellung von Visualisierungen geht – jeder Beitrag wird transparent nachvollziehbar und überhaupt sichtbar.

Ein weiteres Thema, über das wir sprechen, ist die Einführung von Data Papers als neues Publikationsformat. Diese ermöglichen es, Forschungsdaten sichtbarer zu machen. Mithilfe der Veröffentlichung eines Data Papers in einem etablierten Fachjournal können Forschende auch durch die Bereitsstellung von Daten ihre Reputation steigern.  Außerdem wird die Nutzung der Daten gefördert. Caroline und Martin erklären, warum solche Formate besonders in den Digital Humanities wichtig sind und wie sie die Nachnutzung und Qualitätssicherung von Forschungsdaten unterstützen.

Doch es geht nicht nur um die redaktionelle Arbeit: Wir reflektieren natürlich auch die Tagung in Darmstadt. Besonders interessant fand Caroline, wie unterschiedlich Open Access in den verschiedenen Disziplinen wahrgenommen wird. Während es in den Naturwissenschaften zwar schon recht etabliert ist, oft aber für hohe Veröffentlichungskosten bei Forschenden sorgt, stehen in den Geisteswissenschaften nach wie vor gedruckte Bücher im Vordergrund, bei denen die Kosten von den Lesenden getragen werden. Gemeinsam realisieren wir, wie sich diese Publikationskulturen langsam ändern und wie Diamond Open Access eine immer größere Rolle spielt. Auch unsere Kurzinterviews spiegeln das friedliche und lösungsorientierte Diskussionsklima in unserer Wissenschaftscommunity wider.

Zum Abschluss werfen wir einen Blick in die Zukunft: Caroline und Martin geben uns einen Ausblick auf kommende Projekte. Darunter die Verstetigung der ZfdG und der Ausbau ihrer Social Media-Präsenz. Auch wird diskutiert, wie Peer Review in der Zukunft gestaltet werden könnte und wie die ZfdG plant, Transparenz noch weiter zu fördern, indem Gutachten und Reviews offen zugänglich gemacht werden.

Wenn ihr mehr über Open Access, digitale Publikationsformate und die Bedeutung von Reputation in der Wissenschaft erfahren wollt, dann solltet ihr unbedingt reinhören! Caroline und Martin wünschen sich übrigens auch Feedback und konstruktive Kritik zu ihrer Arbeit bei der ZfdG: https://fedihum.org/@ZfdG (oder – noch – auf Twitter: https://x.com/ZfdG_MWW)

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